Gedanken zur Einwanderungsdebatte in Deutschland:

Super, alle Menschen leben in Ihrer kulturellen Eigenheit in Frieden und Solidarität freundschaftlich beieinander - oder soll ich sagen nebeneinander?

Zum einen erlegen die Menschen einer sozialen Gruppe sich Regeln auf, die bei uns zum Teil als Gesetze zur Geltung gebracht werden und deren Missachtung sogar sanktioniert wird. Die 1871 gebildete soziale Gruppe heißt Deutschland und ist so lange nicht differenzierbar, wie ein gemeinsamer Finanzhaushalt besteht.

Nun bestimmt sich diese soziale Gruppe als Sozialstaat, welcher seine demokratische Akzeptanz nur weiterhin erhalten kann, wenn die in ihm lebenden Individuen sich gegenseitig ein Mindestmaß an Solidarität entgegenbringen.

Diese Solidarität setzt einen kleinsten gemeinsamen Nenner an Gemeinsamkeiten voraus, der bei zugereisten Menschen, die unbehelligt vom ortsüblichen Verhaltenskodex und der Landessprache leben, nicht mehr erkennbar ist.
Kurz: Solidarität findet sich nur unter Menschen, die sich schätzen. Der Zuzug in die Sozialsysteme der Bundesrepublik erscheint den meisten Menschen inakzeptabel. Die gemeinsamen Regeln können prinzipiell nur wahrgenommen werden, wenn der Zugezogene die deutsche Sprache beherrscht.

Große Probleme entstehen bei Menschen, die sich nur an Ihrer Heimatkultur und -sprache orientieren bei der erwünschten wirtschaftlichen Tätigkeit oder bei den Kindern durch unzureichende Qualifikation, da der Unterricht in einer Sprache gehalten wird, die zu Hause nicht geübt wird.

Letztendlich bestimmt sich jede soziale Gruppe auf der Welt durch die gemeinsame Sprache. Nicht unterschätzt werden darf auch die natürliche Angst vor Überfremdung fernab rechter Fantasien. Da die Toleranzgrenze sehr unterschiedlich ist, sollte hier das demokratische Selbstbestimmungsrecht der Völker gelten. Im Gegensatz dazu stehen ausländerfeindliche Parolen in den östlichen Ländern, wo es keine Ausländer gibt, und diese Leute also auch nicht wissen worüber sie reden!

Dieses Selbstbestimmungsrecht birgt das Recht einer Gesellschaft in sich, auszusuchen, wer einwandern darf und wer nicht. Selbstverständlich bleibt das in ganz anderem Zusammenhang stehende Asylrecht unangetastet.

Die Auswahl der Zuziehenden könnte als eine Art Neokolonialismus verstanden werden, im Gegensatz dazu ist dies der Wettbewerb um die besten global zur Verfügung stehenden Kräfte, auf den man sich schon aufgrund der Unumkehrbarkeit von Globalisierung einlassen muss.

Einen großen Nutzen haben die Einwanderer und die bisherige Bevölkerung nur, wenn Menschen zu uns kommen, die unser Land positiv bewerten, das Grundgesetz mit den darin verbrieften Rechten und Werten schätzen und sich als wirtschaftliche Kraft unter Eingliederung in unser soziales System verstehen.

Unsere Aufgabe ist es, in unserem Land politische Veränderungen zu bewirken, um selbst diese positive Einstellung, die wir von anderen verlangen, zu pflegen.

Eine Möglichkeit ist das politische Engagement in etablierten oder neuen Parteien. Jede Mutlosigkeit straft die Regierungsbeteiligung der Bündnisgrünen lügen.

Stefan Wischnowski Berlin September 2002